Dr. Andreas Gschnait, Dr. Andrea Vogel und Dr. Michaela Zumtobel

Wie funktioniert hören?

Wenn ein Geräusch an unser Ohr dringt, wird es von diesem aufgenommen und verarbeitet. Anschließend wird ein Signal über den Hörnerven zu unserem Gehirn gesandt. Im Gehirn läuft dann die weitere Verarbeitung des Gehörten. Wir können daher im Wesentlichen zwischen Hören (Funktion des Ohres) und Wahrnehmen (Funktion des Gehirns) unterscheiden.

Hören

Das Ohr lässt sich in drei Abschnitte unterteilen. In das äußere Ohr, das Mittelohr und das Innenohr.
Die Ohrmuschel fängt die Schallwelle auf und leitet sie über den äußeren Gehörgang weiter zum Trommelfell. Das Trommelfell ist eine dünne Membran, die, wenn eine Schallwelle auftrifft, wie die Membran eines Lautsprechers zu schwingen beginnt. 
Diese Schwingung des Trommelfells wird auf die Gehörknöchelchen - Hammer, Amboss und Steigbügel - übertragen.
Das letzte der drei Gehörknöchelchen, der Steigbügel, drückt wie ein Stempel in das mit einer Flüssigkeit gefüllte Innenohr. Dadurch wird die Schallwelle auf das Innenohr übertragen. Das eigentliche Hörorgan hier wird als Schnecke (lateinisch: Cochlea) bezeichnet.
In der Schnecke sind kleine Zellen, die an ihrer Oberfläche feine Haare tragen und daher Haarzellen genannt werden.

Diese Zellen haben die Aufgabe, die eintreffende Schallwelle in ein elektrisches Signal umzuwandeln, das dann über den Hörnerven zum Gehirn weitergeleitet werden kann..

Wahrnehmen

Das Hören ist somit ein relativ einfacher Vorgang. Wesentlich komplexer und viel weniger erforscht ist dann das, was mit den Impulsen in unserem Gehirn weiter vor sich geht. Hier müssen nämlich etliche Stationen durchlaufen werden, ehe die Nervenimpulse bis in die Hirnrinde vordringen. Auf dem Weg dorthin wird alles, was wir hören, verstärkt oder vermindert, es wird bewertet, als negativ, positiv oder neutral, und manches kann sogar völlig weggefiltert werden. Nur die Signale, die tatsächlich bis zur Hirnrinde gelangen, werden von uns wahrgenommen.

Als Beispiel:
Jeder von uns schluckt an jedem Tag etwa 2.000 bis 3.000 Mal. Die Lautstärke des Schluckgeräusches liegt etwa bei 30dB (Schlucken ist somit deutlich lauter als Tinnitus). Wenn wir aber nicht bewusst auf das Schlucken achten, hören wir es nicht, da dieses Geräusch von den Filtersystemen unseres Gehirns als normal erkannt und weggefiltert wird. Dieses Geräusch erreicht daher die Hirnrinde nicht und wird von uns nicht wahrgenommen - es sei denn, wir achten bewusst darauf.

Diese Stationen, die die Hörsignale auf dem Weg von der Schnecke bis zur Hirnrinde durchlaufen, sind entscheidend dafür, ob Tinnitus zu einem Problem wird oder nicht.